Pressemitteilung Nr. 73/2012: IG Metall diskutiert Kurswechsel für eine neue Politik der sozialen Verantwortung

Berlin - Unter dem Motto "Kurswechsel für ein gutes Leben" dis­ku­tiert die IG Metall mit über 800 Teilnehmern aus aller Welt Alternativen zum finanz­markt­ge­trie­be­nen Kapitalismus. "Wir befin­den uns in einer Richtungsauseinandersetzung. Öko­no­mie ist kein Selbstzweck, sie hat den Bedürfnissen der Menschen zu die­nen. Die Beschäftigten dür­fen nicht zur Manövriermasse der Wirtschaft wer­den", sagte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Mittwoch in Berlin.

Für die IG Metall sind gute Arbeitsplätze und der öko­lo­gi­sche Umbau der Industrie dabei ebenso zen­trale Elemente des Kurswechsels wie die Regulierung der Finanzmärkte und eine demo­kra­ti­sche Wirtschaft. "Wenn die Menschen wei­ter das Vertrauen ver­lie­ren, dass es poli­ti­sche Gestaltungsmöglichkeiten gegen wirt­schaft­li­che Interessen gibt, dann ist es nicht gut um unsere Demokratie bestellt", sagte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, zur Eröffnung des inter­na­tio­na­len IG Metall-Kongresses. Kurzfristiges Gewinndenken und über­höhte Renditeerwartungen hät­ten welt­weit und auch in Deutschland zur Folge, dass pre­käre Arbeitsverhältnisse rapide zuneh­men, Standorte gegen­ein­an­der aus­ge­spielt wür­den und Politik und Wirtschaft soziale Verantwortung zuneh­mend ver­wei­ger­ten. "Wir haben uns dem an vie­len Stellen erfolg­reich ent­ge­gen­ge­setzt, vor allem auf tarif- und betriebs­po­li­ti­scher Ebene. Wir wis­sen aber auch: Das kön­nen wir nicht alleine durch­set­zen. Es wird Zeit, dass die Politik der Wirtschaft Ziele gibt und Regeln setzt und nicht umge­kehrt", sagte Wetzel.

Als Ausgangspunkt für ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell hält die IG Metall einen brei­ten gesell­schaft­li­chen Veränderungsprozess für not­wen­dig. "Gewerkschaften kön­nen sicher dazu einen wich­ti­gen Beitrag leis­ten. Möglich wird er nur durch das Zusammenwirken vie­ler gesell­schaft­li­cher Akteure, und wenn es uns gelingt, neo­li­be­ra­les Denken zu über­win­den und die Alternativen bewusst zu machen", sagte Wetzel. Nicht wach­sende Ungleichheit und zuneh­mende gesell­schaft­li­che Spaltung dürf­ten vor­herr­schen, son­dern soziale Verantwortung müsse gesell­schaft­li­cher Konsens wer­den. Nur wenn die Menschen Veränderungsprozesse mit­ge­stal­ten könn­ten, sei es ihnen mög­lich, ein selbst­be­stimm­tes, gutes Leben zu füh­ren. Dazu wolle die IG Metall einen Beitrag leis­ten und stelle sich den ent­schei­den­den Zukunftsfragen, sagte Wetzel.

Auf dem inter­na­tio­na­len Kongress vom 5. bis 7. Dezember in Berlin dis­ku­tiert die IG Metall mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Gewerkschaften, Verbänden und Politik über ein neues Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell. Der Kongress steht in der Tradition der gro­ßen gesell­schafts­po­li­ti­schen Richtungsdebatten der IG Metall.

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