Colin Crouch

Emeritierter Professor der Warwick Business School,
Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied am MPI

Für Colin Crouch haben Öko­no­men eigent­lich wenig in der Politik ver­lo­ren. Sie seien sehr
abs­trakte Menschen und gli­chen eher Mathematikern, sagte er 2012 gegen­über dem "Freitag". Dass sie trotz­dem so viel Einfluss auf die Politik haben, hat er auch in sei­nem letz­ten Buch als Absurdität, aber lei­der auch als Tatsache fest­ge­stellt. In „The Strange Non-Death of Neoliberalism“ ver­tritt Crouch die These, dass die Finanzkrise nicht wie erwar­tet zu einem schwä­che­ren, son­dern viel­mehr zu einem stär­ke­ren Neoliberalismus geführt hat.

Bevor Colin Crouch 1965 ein Soziologiestudium an der London School of Economics begann, arbei­tete er vier Jahre lang als Journalist. Stationen sei­ner aka­de­mi­schen Karriere waren unter ande­rem die University of Bath, die University of Oxford sowie das Europäische Hochschulinstitut in Florenz. Das popu­läre Schreiben hat Crouch nicht auf­ge­ge­ben: 2004 ver­öf­fent­lichte er unter dem Namen „Post-Democracy“ einen Bestseller, in dem er die These ver­tritt, dass die öffent­li­che Inszenierung der Politik eine Inszenierung des Scheins ist. Die tat­säch­li­chen Entscheidungen wür­den in den Hinterzimmern getrof­fen, die Mehrheit der Bürger spiele eine pas­sive, schwei­gende Rolle.

Seine heu­ti­gen Forschungsschwerpunkte umfas­sen die Gesellschaftsstrukturen in Europa mit beson­de­rem Schwerpunkt auf Arbeitsmarkt, Gender und Familie, die Wirtschaftssoziologie und neo­in­sti­tu­tio­na­lis­ti­sche Analyse, die lokale Wirtschaftsentwicklung und die Reform öffent­li­cher Dienste. Colin Crouch ist seit 2005 Professor für Governance and Public Management an der University of Warwick. Am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln ist er
„Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied“.

Literaturtipps:
  • Das befremd­li­che Über­le­ben des Neoliberalismus. Postdemokratie II. Berlin (Suhrkamp, 2011)
  • Postdemokratie. Frankfurt am Main (Suhrkamp, 2008)
  • Trade Unions: The Logic of Collective Action. (Fontana 1982)
Zur Person:
Colin Crouch an der Warwick Business School
Colin Crouch am Max-Planck-Institut für Wirtschaftsforschung