Auf einen Blick: Die Ergebnisse des Kongresses als Broschüre

Mitbekommen, wie´s gelau­fen ist: Anfang Dezember 2012 ver­an­stal­tete die IG Metall den inter­na­tio­na­len Kongress „Kurswechsel – für ein gutes Leben“. Betriebsräte, Wissenschaftler, Politiker und Gewerkschafter aus aller Welt dis­ku­tier­ten über die Zukunft Deutschlands. Jetzt gibt es eine aus­führ­li­che Dokumentation über die Themen und Diskussionen.

Broschüre zum Kurswechselkongress in Berlin

Lebenschancen und Verteilungsgerechtigkeit

Foto: Christian von Polentz

Mehr als die Hälfte jun­ger ein­kom­mens­schwa­cher Menschen sehen keine Chance für einen sozia­len Aufstieg. Das hat im November 2012 das Allensbach-Institut her­aus­ge­fun­den. Hoffnung und Zuversicht signa­li­siert eine sol­che Aussage nicht. Dieses Umfrageergebnis zeigt hin­ge­gen, wie dra­ma­tisch schlecht junge Menschen ihre Zukunft ein­schät­zen. Das ist nur eine der Folgen der Einkommensentwicklung in Deutschland. Verteilungsgerechtigkeit und Lebenschancen waren ein Thema auf dem IG Metall-Kongress.

Die Schere zwi­schen Arm und Reich schließt sich wie­der, das mel­dete vor weni­gen Tagen das DIW. Doch diese posi­tive Meldung muss in Kürze wie­der rela­ti­viert wer­den. Denn tat­säch­lich sind die Unterschiede zwi­schen oben und unten, zwi­schen arm und reich im letz­ten Jahrzehnt grö­ßer geworden.

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Armut wächst in deutschen Metropolen

Die einen sind arbeits­los oder leben nur vom Minilohn, die ande­ren haben nur einen Teilzeitjob und daher auch nur ein Teilzeit-oder Mini-Entgelt. In Deutschland brei­tet sich die Armut immer wei­ter aus. Besonders in gro­ßen deut­schen Städten ist der Anteil der armen Menschen höher als im Bundesdurchschnitt.
Das ergibt eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Wissenschaftler haben Daten für die 15 größ­ten deut­schen Städte aus­ge­wer­tet, in denen knapp 14 Millionen Menschen leben.
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Umverteilung von Einkommen und Vermögen

Gustav Horn © Peter Himsel fuer IMK

Gustav Horn © Peter Himsel für IMK

Im Lauf des ver­gan­ge­nen Jahrzehnts hat sich in Deutschland eine gera­dezu dra­ma­tisch zu nen­nende Umverteilung von Einkommen und Vermögen erge­ben. Mit Ausnahme weni­ger Jahre blie­ben die Zuwächse der Lohneinkommen zum Teil deut­lich hin­ter denen der Gewinneinkommen zurück. Aber auch in der Verteilung der Lohneinkommen zei­gen sich gra­vie­rende Tendenzen. Während in den obers­ten Einkommensgruppen noch Kaufkraftzuwächse erzielt wer­den konn­ten, sta­gnierte die Mittelschicht und die Unterschicht fiel immer wei­ter zurück.

Dies alles ist nicht nur im Hinblick auf Gerechtigkeitskriterien oder gesell­schaft­li­che Verkrustungen pro­ble­ma­tisch, son­dern auch im Hinblick auf die gesamt­wirt­schaft­li­che Stabilität. Diese Tendenzen führ­ten schließ­lich zu einer schwa­chen Binnennachfrage und im Zusammenspiel mit Fehlentwicklungen in ande­ren Ländern des Euroraums zu außen­wirt­schaft­li­chen Ungleichgewichten, die die Stabilität des gesam­ten Euroraums in Mitleidenschaft  gezo­gen haben.

Von Gustav Horn


Dazu ver­tie­fend sind fol­gende IMK Reports zu empfehlen:

Weitere Beiträge zum Thema Einkommen und Vermögen gibt es in unse­rer Rubrik "Lebenschancen und Verteilungsgerechtigkeit".

Wohlstand: Eine Verteilungsfrage

Die Reichsten wer­den immer rei­cher. Das geht aus dem vier­ten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung her­vor. Das pri­vate Nettovermögen hat sich allein zwi­schen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht - aller­dings ist der Wohlstand sehr ungleich­mä­ßig verteilt.

Infografik: Anteil der Haushalte am Nettogesamtvermögen Weiterlesen

Bitte kräftig umverteilen!

Dass die Einkommens- und Vermögensungleichheiten in den ver­gan­ge­nen 20 Jahren dra­ma­tisch zuge­nom­men haben, das ist für den Journalisten und Autoren Robert Misik eine Entwicklung die zutiefst unge­recht ist. Misik legt in sei­nem für den" Freitag" ver­fass­ten Beitrag "Umverteilen? Ja, und bitte kräf­tig!" dar, wes­halb es wich­tig ist, höhere Spitzensteuersätze, eine Reform der Erbschaftssteuer und höhere Kapitalertragssteuern zu fordern.

Misik sieht die Gleicheit inner­halb der Gesellschaft als einen wesent­li­chen Faktor für ein gutes Zusammenleben: "Je glei­cher eine Gesellschaft, umso bes­ser funk­tio­niert sie, umso glück­li­cher sind die Bürger. Nur mehr lern­re­sis­tente Phantasten kön­nen heute noch behaup­ten, dass wach­sende Ungleichheiten irgend­wel­che posi­ti­ven Auswirkungen auf ein Gemeinwesen haben."

Arm und Reich in Deutschland

Bild von Michael Hartmann

Michael Hartmann, Professor für Soziologie, Technische Universität Darmstadt

Wenn man inter­na­tio­nale Vergleichsstudien anschaut, fällt auf, dass Deutschland in der inter­na­tio­na­len Rangskala sei­nen Platz voll­kom­men ver­än­dert hat. Wir hat­ten bis in die 1990er-Jahre ver­gleichs­weise geringe Einkommensunterschiede, wir lagen ver­gleichs­weise nah an den skan­di­na­vi­schen Ländern, die in inter­na­tio­na­len Vergleichsstudien in die­ser Hinsicht immer am bes­ten dastehen.

Wir haben in den zehn Jahren von 2000 bis 2010 in ganz Europa ganze zwei Länder, in denen die Kluft zwi­schen hohen und nied­ri­gen Einkommen noch schnel­ler aus­ein­an­der­ge­gan­gen ist als in Deutschland, und diese zwei Länder sind Bulgarien und Rumänien.

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Noel Whiteside on future retirement provision

Noel Whitesidet

Noel Whiteside

In oppo­si­tion to libe­ral theo­ries that under­stand indi­vi­du­als as inde­pen­dent agents moti­va­ted by per­so­nal gain, con­ven­tion theory argues that human beings as essen­ti­ally inter­de­pen­dent. To rea­lise objec­tives, all need to anti­ci­pate the reac­tion of others to their initia­ti­ves. The theory demons­tra­tes how collec­tive con­fi­dence and trust are cen­tral to human activity: collec­tively accep­ted sys­tems of co-ordination are requi­red to pro­mote suc­cess­ful social and eco­no­mic action.

In this con­text, mar­ket mecha­nisms – based on jud­ge­ments of qua­lity and rela­tive costs and reli­ant on com­pe­ti­tion to fos­ter maxi­mum choice at opti­mal pri­ces – offer but one form of co-ordination. Other co-ordinating con­ven­ti­ons involve accep­tance of com­mon codes (of mea­su­re­ment in engi­nee­ring or medi­cine, for example) or moral duties (fos­te­red by reli­gious obser­vance, per­haps) or civic obli­ga­ti­ons (to abide by the deci­sion of the majo­rity when draf­ting laws). Weiterlesen

Warum Freiheit und Gleichheit zusammengehören

"Freedom's just ano­ther word for not­hing left to loose"? Der Journalist und Autor Robert Misik legt in sei­nem Beitrag zur Kurswechsel-Debatte der IG Metall dar, warum Freiheit mehr ist, als die Freiheit, nichts zu ver­lie­ren zu haben. Für ihn gehö­ren Freiheit und Gleichheit zusam­men. Ohne Gleichheit, so Misik, haben wir nur die halbe Freiheit.