Lula: "Demokratie ist, wenn die Gesellschaft in Schwingungen gerät"

Foto: Christian von Polentz

Luiz Inácio Lula da Silva, kurz Lula, beschrieb auf dem Kurswechselkongress, was ihn poli­tisch antreibt. Und der Ex-Präsident Brasiliens und Metallgewerkschafter erklärte warum es gerade aus latein­ame­ri­ka­ni­scher Sicht Sinn macht, für ein gutes Leben mit Beteiligung der Beschäftigten zu kämpfen.

Ich habe mein Leben lang immer wie­der Wahlen ver­lo­ren“, beschreibt Luiz Inácio Lula da Silva seine poli­ti­sche Karriere. „Ich war es leid, immer wie­der anzu­tre­ten.“ Lula wollte der bra­si­lia­ni­schen Gesellschaft und der gan­zen Welt zei­gen, dass es ein ein­fa­cher Stahlarbeiter und Gewerkschaftsführer zum Präsidenten schaf­fen kann. Und nicht nur das, son­dern auch dass die­ser Präsident in der Lage ist, einer Industrie- und Agrarnation zu wirt­schaft­li­chem Erfolg und gesell­schaft­li­chem Wohlstand zu ver­hel­fen.
Das bra­si­lia­ni­sche Wachstumsprogramm
Ab 1989 ver­suchte Lula Präsident zu wer­den. Doch erst 2002 gelang ihm der Wahlsieg. Vier Jahre spä­ter gewann er erneut und blieb bis 2010 im Amt. Sofort ergriff er zahl­rei­che wirt­schafts­po­li­ti­sche Maßnahmen:

  • Der Staat inves­tierte in den sozia­len Wohnungsbau.
  • Er legte ein Programm für Kleinstkredite auf.
  • Lulas Regierung rief ein Förderungsprogramm „Null-Hunger“ für die Armen
  • Während Lulas Amtszeit gab es jedes Jahr Lohnerhöhungen über der Inflation.
  • Bereits vor der Krise 2007 initi­ierte Lula ein staat­li­ches Investitionsprogramm. „Daher ver­schonte uns die Finanzkrise.“

Der Erfolg die­ser Politik: Wachstum
Die bra­si­lia­ni­sche Wirtschaft steht heute gut da: 17 Millionen ordent­li­che Arbeitsplätze wur­den geschaf­fen, die Arbeitslosenrate beträgt statt 15 Prozent nur noch 5,4 Prozent. „Die nied­rigste Arbeitslosenrate der bra­si­lia­ni­schen Geschichte“, betont der Gewerkschafter. „Wir haben es geschafft, 28 Millionen Menschen aus der extre­men Armut her­aus­zu­ho­len und 14 Millionen in den Mittelstand zu über­füh­ren.“ Und im Jahr 2005  zahlte Lula die bra­si­lia­ni­schen Schulden an den IWF zurück. „Heute sind wir Gläubiger, dafür hatte ich 30 Jahre gekämpft“, freut sich der Ex-Präsident.

Die bra­si­lia­ni­sche Stärke
Lula da Silva wuchs in einer ver­arm­ten Großfamilie auf, deren Lebenssituation ihm einen Schulbesuch unmög­lich machte. Bereits mit 12 Jahren trug er durch ver­schie­dene Jobs sei­nen Teil zum Familieneinkommen bei. In spä­te­ren Jahren machte er eine Ausbildung zum Metallfacharbeiter. In den regio­na­len Vorstand einer Metallgewerkschaft wurde Lula Ende der 60er Jahre gewählt, deren Vorsitzender er dann 1975 wurde und etwa 100.000 Metallarbeiter ver­trat. Nach Gewerkschaftsaktionen und gro­ßen Streiks wurde Lula 1979 von der Militärdiktatur ver­haf­tet. Nach sei­ner Entlassung grün­dete Lula gemein­sam mit ande­ren Gewerkschaftern und Vertretern sozia­ler Gruppen 1980 die Partido dos Trabalhadores („Partei der Arbeiter“), die nur wenig spä­ter in nahezu allen Regionen ver­tre­ten war und etwa 400.000 Mitglieder zählte.

Meine Mutter konnte weder lesen noch schrei­ben. Ihr Rat an mich lau­tete aber: Niemand ach­tet einen, wenn man keine Selbstachtung hat. Diese Selbstachtung müs­sen gerade wir Gewerkschafter haben.“

Brasilien und die Demokratie
Lula bezeich­net die Wiederbelebung der bra­si­lia­ni­schen Demokratie als sei­nen größ­ten Erfolg. „Wir haben die Gesellschaft an der Politik per Anhörungen betei­ligt und die Themen waren sehr viel­fäl­tig.“ Die Brasilianer hät­ten den Nachweis erbracht, dass die gelebte Demokratie bes­ser als eine schwei­gende  Demokratie ist. Lula: „Demokratie ist, wenn die Gesellschaft in Schwingungen gerät. Politiker müs­sen die Angst vor der Demokratie verlieren.“

Diese Errungenschaft sei­ner Amtszeit sei auch heute noch spür­bar: die gute Beziehung der Regierung mit der Bevölkerung. Lula: „Auch heute noch besu­chen Müllarbeiter und land­lose Bauern unse­ren Palast und reden mit der Regierung. Das ist ein Dogmenwechsel.“

Ein kon­kre­tes Beispiel sei­ner Politik gibt der Ex-Präsident: „Ich habe mit 500 Sehbehinderten und ihren Blindenhunden im Palast dar­über dis­ku­tiert, warum ihre Hunde kei­nen Zugang zu Kirchen oder Einkaufszentren haben. Damit habe ich gezeigt, dass man keine Vorurteile haben darf, und dass Blindenhunde selbst im Palast kei­nen Schaden ange­rich­tet haben.“

Lulas Rezept für die Europakrise
„Als ich jung war und mein ers­tes Geld in der Tasche hatte, kaufte ich alles, was halt­bar war, bevor die Inflation das Geld ver­brannte. Heute sind wir in Lateinamerika auf einem guten Wachstumspfad. Auch die Demokratie ent­wi­ckelt sich wei­ter. Lateinamerika ist ein Ort der Ruhe und Entspannung“, beschreibt Lula das alte Brasilien.

Heute ist Europa das Sorgenkind. Gerade für die Jugend in Europa seien die Aussichten schlecht. „Dabei sind sie sind bes­tens aus­ge­bil­det und wis­sen den­noch nicht, wie ihre Zukunft aus­sieht“, ärgert sich der Metaller.

Warum ist Europa in der Krise, will Lula wis­sen. Seine Antwort: Politiker haben das Politikmachen aus­ge­la­gert. „Das geht so nicht.“ Wie kann man denn zulas­sen, dass ein Finanzsystem unge­re­gelt nur noch den Spekulanten dient, fragt er. Lula glaubt, dass weder IWF noch EZB wis­sen, was man machen kann gegen die Krise. „Meiner Meinung nach muss man doch die gro­ßen Finanzmagnaten an den Pranger stel­len.“ Sie wol­len heute ihre Verluste sozia­li­sie­ren. „Bankenrettung steht an ers­ter Stelle“, ärgert sich Lula. „Das ist eine per­verse Logik.“

Lulas Forderungen:

  • Es fehlt eine Kontrollinstanz, eine Global Gouvernance, die die Beschlüsse der G-20 oder der Vereinten Nation auch umsetzt.“
  • Stoppt die Sparpolitik!“
  • Kurbelt den Konsum an. Sorgt dafür, dass Autos gekauft werden.“
  • Die Reichen und Starken in Europa müs­sen groß­zü­gig sein.“
  • Kämpft gegen Fremdenfeindlichkeit!“

Foto: Christian von Polentz

Statt Banken zu ret­ten, schlägt Lula vor, end­lich die Bevölkerung an den Lösungen des Problems zu betei­li­gen. „Hier liegt doch das Problem. Warum macht das kei­ner. Warum fragt man nicht die Menschen in den Werkshallen?“ Auch die G20-Treffen wer­den sei­ner Meinung nach wei­ter­ge­hen. Die Regierungschefs wer­den wei­ter­hin Beschlüsse fas­sen. Sie wol­len Beschäftigung und Wachstum sicher­stel­len. „Erreicht haben sie nichts.“ Und das zeige: „Ohne die Beteiligung der Menschen, ohne die Beteiligung der Beschäftigten wer­den wir diese Krise und künf­tige Krisen nicht über­win­den können.“

2 Gedanken zu “Lula: "Demokratie ist, wenn die Gesellschaft in Schwingungen gerät"

  1. Pingback: Klaus Hart Brasilientexte » “Demokratie ist, wenn die Gesellschaft in Schwingungen gerät”. Lula auf IG-Metall-Kongreß in Berlin 2012.

  2. Herzlichen Glückwunsch an das bra­si­lia­ni­sche Volk, vor allem die etwa 96%, die der Regierung Staatsmann Präsident Luiz Inacio Lula da Silva unter­stützt wie bra­si­lia­ni­sche beschei­de­nen Dank an die­je­ni­gen, die die Mehrheit in "unse­rer" Gesellschaft stel­len, um sich aus dem tie­fen Schlummer zu befreien und zu erhö­hen die herr­li­che Wiege, eines sei­ner in das höchste Amt exe­cu­tive "POLITICO" der Republik gewählt, hat das kol­lek­tive Selbstwertgefühl und ver­bes­sern damit "unsere" gelieb­ten Brasilien und deut­lich ver­bes­sert, so sehen die Zahlen aus einem der fol­gen­den unsere wirt­schaft­li­chen, sozia­len, Arbeit, etc .... Ich meine poli­ti­sche Macht, denn wie wir wis­sen, die Republik hat drei Niederlassungen REPUBLIKANER unab­hän­gig, dh die Exekutive, Legislative und Judikative. Allerdings in einer demo­kra­ti­schen kapi­ta­lis­ti­schen Gesellschaft gibt es in der Tat andere Mächte wie die Presse und wirt­schaft­li­che Macht, und hier fin­den wir unsere größte Makel über den Mangel an sozia­ler Struktur (etwas, das zu ändern, und Gerechtigkeit ist Frau Ruth Cardoso getan beginnt, der Vorläufer posi­tive soziale Aktion in die­sem Land), weil die bra­si­lia­ni­schen Besitzer von wirt­schaft­li­cher Macht, Erben des berüch­tig­ten UDN aktu­el­len DEM und sei­nen treuen Knappen die Vestalinnen PSDB, meist in einer Schürze oder nicht, in der Spitze sei­ner Diaspora Bilderberg den­ken immer, dass seine Haganah rich­tig ist (siehe Madoff gibt und unver­sehrt von hier) oder nicht uni­for­mier­ter Beamter oder nicht (grü­ßend sei­nen Oberbefehlshaber, Präsident Dilma Rousseff Staatsmann), Fonds der mäch­tigs­ten Medien-Struktur der Entwicklungsländer , die Begrenzung die­ser Macht zu einer teil­wei­sen par­al­lel zu ihren Geldgebern durch­zu­füh­ren, so dass der Brasilianischen Gesellschaft für HOSTAGE einen Gedanken und brauchte ein Waisenkind und INDEPENDENT Pressefreiheit. Und in die­sem Raum wer­den wir daran erin­nert, dass jeder Inferenz mit Vorurteilen gefüllt, die aus einem Cheerleader könig­lich "und $ timu­lada" diese Bärendienst für die Demokratie (auch mit DIRTY MONEY PRIVATARIA TUCANA PAID), immer unter Ausnutzung der fac­to­ids von der­sel­ben Presse geschaf­fen abge­stimmt auf Minderheiten und dämo­ni­sche Despot der bra­si­lia­ni­schen Gesellschaft. Doch die Menschen vor allem, sich an die­ser ver­ant­wort­li­chen Management ver­wen­det, ver­sucht, die maxi­male Bedürfnisse der Menschen manly gerecht zu wer­den, denen sich alle Arten von Hindernissen einen tru­cu­lent Opposition gestellt hat­ten keine Zeit, etwas für die­ses Land zu tun wäh­rend der 502 Jahre herrsch­ten sie oder bes­ser des­go­ver­naram und plün­der­ten unser gelieb­tes Brasilien, und tat es nicht, und sehen nicht, dass ver­letzte die bedürf­ti­gen und benach­tei­lig­ten Brasilianer, von denen die meis­ten für die erste Frau Präsidentin eines kom­pe­ten­ten BRAZIL unse­res gelieb­ten Präsidenten Dilma Rousseff gewählt, Leben das bra­si­lia­ni­sche Volk!!!!!!!! !.