Erneuerbare Energie bringt Arbeitsplätze

Energiewende con­tra Jobs? Das ist keine Frage. Ein Ausbau erneu­er­ba­rer Energien wird in vie­len Bereichen Arbeitsplätze schaf­fen. Bis zu einer Million Menschen könn­ten bis zum Jahr 2030 in den grü­nen Branchen Arbeit fin­den. Das haben Experten ausgerechnet.

Dass die Atomkraft als Brückentechnologie unge­eig­net ist, ist spä­tes­tens seit der Atomkatastrophe von Fukushima klar. Auch wenn Stromkonzerne und Atom-Lobbyisten unver­dros­sen das Gegenteil behaup­ten. Klar ist: Fukushima hat den längst über­fäl­li­gen öko­lo­gi­schen Wandel beschleu­nigt. Umsteigen auf erneu­er­bare Energien ist nicht nur aus öko­lo­gi­scher Gründen not­wen­dig. Es bringt auch Jobs. Allein in den letz­ten sechs Jahren hat sich die Beschäftigung bun­des­weit in den grü­nen Branchen mehr als ver­dop­pelt. Weiterlesen

Reinhard Voges: Wegbereiter der Bio-Kohle

Reinhard Voges im Gespräch

Foto: Sevn Ehlers

Man nehme ein Kilo getrock­ne­tes Gras, etwas Wasser und ein paar Tropfen Zitronensäure und gebe diese Zutaten in einen Schnellkochtopf. Den erhitze man kräf­tig auf rund 200 Grad Celsius. Der Kochvorgang lässt einen Druck von rund 20 bar ent­ste­hen. Und nach rund zwölf Stunden haben sich Gras, Wasser und Säure in ein knap­pes Pfund Kohle verwandelt.

Natürlich ist der Dampfdrucktopf kein gewöhn­cher Kochtopf, son­dern gas­dicht ver-schließbarer Druckbehälter, wie er in der Physik Anwendung fin­det. Die gesamte Prozedur der Kohlegewinnung im Kochtopf nennt sich hydro­ther­male Carbonisierung. Und sie ist das Projekt von Reinhard Voges, Betriebsrat der Salzgitter Service und Technik GmbH. Voges will zusam­men mit sei­nen Kollegen neue Technologien aus­fin­dig machen, mit deren Hilfe sich lang­fris­tig Arbeitsplätze im Betrieb sichern oder sogar neue Arbeitsplätze schaf­fen las­sen. Wir spra­chen mit Reinhard Voges über die Anfänge, den Verlauf und den heu­ti­gen Stand des Projekt.

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Kurswechsel für ein solidarisches Europa

Horst Mund

Horst Mund

Das "Projekt Europa" braucht mehr Rückhalt unter den Bürgern. Um das zu errei­chen, ist eine EU not­wen­dig, die nicht nur auf wirt­schaft­li­che Freiheiten setzt, son­dern auch eine soziale Union wird. Das for­dert Horst Mund, Leiter des Bereichs Internationales bei der IG Metall im Interview mit igmetall.de. Die IG Metall betei­ligt sich am euro­pa­wei­ten Aktionstag für "Arbeit und Solidarität".

Der Europäische Gewerkschaftsbund hat für den 14. November zu einem euro­pa­wei­ten Aktionstag für "Arbeit und Solidarität" und gegen die soziale Spaltung von Europa auf­ge­ru­fen. Wie betei­ligt sich die IG Metall daran?
Die IG Metall betei­ligt sich mit ver­schie­de­nen Aktionen an die­sem Tag. Zum Beispiel unter­stüt­zen wir den Aufruf des EGB und DGB zu den ver­schie­den Aktionen. Im gan­zen Bundesgebiet gibt es Veranstaltungen in unter­schied­li­chen Formen. In Stuttgart hat die IG Metall zu einer eige­nen Kundgebung auf­ge­ru­fen. Außerdem hat der Vorstand zum Aktionstag eine Resolution ver­ab­schie­det, die ein kla­res Signal der Solidarität an die süd­eu­ro­päi­schen Länder aus­sen­det, die sich am Aktionstag mit lan­des­wei­ten Protesten und Streikmaßnahmen betei­li­gen. Wir haben auch unsere Mitglieder in den Europäischen Betriebsräten auf den Tag auf­merk­sam gemacht und ihnen vor­ge­schla­gen, an ihre süd­eu­ro­päi­schen Kolleginnen und Kollegen Solidaritätsbotschaften in den jewei­li­gen Landessprachen zu schicken.

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Volksabstimmungen: Illusion und Realität

Wolfgang Merkel

Wolfgang Merkel. Foto: Landtag Brandenburg

Volksabstimmungen sind "Schulen für die Demokratie", schreibt Wolfgang Merkel in "APuZ" (Aus Politik und Zeitgeschichte). Die Bürger mischen sich ein, erwer­ben Kenntnisse und Kompetenzen und erler­nen das Bürger-Sein.

Doch geht "das Volk" tat­säch­lich zu Volksabstimmungen? - fragt der Politikwissenschaftler und Demokratieforscher. Denn - so sein Fazit: Nicht das Volk in sei­ner Gesamtheit stimmt bei Referenden ab, son­dern die höhe­ren und mitt­le­ren Schichten, die Gebildeten - wie das Ein-Drittel-Referendum bei der Hamburger Schulreform gezeigt habe. Der Ausschluss der unte­ren Schichten werde somit erheb­lich beschleunigt.

Im Kern, befin­det Merkel, sind Volksentscheide ein Instrument für die mitt­le­ren und obe­ren Schichten. Nicht mehr, son­dern weni­ger Demokratie werde gewagt. Nicht "das" Volk ent­schei­det, son­dern eine aus­ge­dünnte Schrumpfversion des Volkes. "Das kann keine Perspektive für das 21. Jahrhundert sein", erklärt der Wissenschaftler.
Zum Interview in APuZ

"Wir haben marktkonforme Demokratien"

Colin Crouch

Colin Crouch. Foto: Warwick Business School

Im Gespräch mit der "tages­zei­tung" erläu­tert der bri­ti­sche Soziologe Colin Crouch das kom­pli­zierte Verhältnis von Kapitalismus und Bürgermacht. "Wir haben markt­kon­forme Demokratien", befin­det Crouch. Die Bürger dürf­ten zwar wäh­len, könn­ten damit aber nur begrenzt etwas beein­flus­sen. Deshalb sei Demokratie für Finanzmarktakteure eine kom­for­ta­ble Sache.

"Es gibt keine Unruhen, kei­nen Militärputsch. Das ist doch ange­nehm", meint der Soziologe. Aber: Die Bürger woll­ten auch einen Sozialstaat. Und zwar einen, der nicht Vorschriften macht, was für sie gut ist, son­dern Hilfen gibt, damit sie selbst wäh­len kön­nen.
Zum Interview in der "tageszeitung"

Entwicklung der Krise: Wie alles begann

Quelle: Fotolia

Seit dem Beginn der Finanzkrise hat sich man­ches getan. Ungedeckte Leerverkäufe – hoch­ris­kante Wetten auf fal­lende Kurse, die die Gefahr ber­gen, Teile des Finanzsystems zu desta­bi­li­sie­ren – sind in Deutschland seit 2010 ver­bo­ten.
Diese Geschäfte sind auch des­halb frag­wür­dig, weil Wetten auf Papiere abge­schlos­sen wer­den, die der Leerverkäufer selbst nicht besitzt.
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Mitbestimmung im Rahmen von Wirtschaftsdemokratie

Helga Schwitzer

Helga Schwitzer. Foto: Annette Hornischer

Dass die Mitbestimmung sowohl auf gesell­schaft­li­cher ebenso wie auch auf betrieb­li­cher Ebene ein ent­schei­den­der Eckpunkt für Wirtschaftsdemokratie ist, schreibt Helga Schwitzer auf "Gegenblende.de".  Sie for­dert, dass die Beschäftigten ihre Arbeitsbedingungen und die Perspektiven ihres Unternehmens, ihrer Branche oder ihrer Region mit­be­stim­men kön­nen. Zudem muss es ihnen mög­lich sein, Einfluss auf Investitionsentscheidungen zu nehmen.

Schwitzer  for­dert dar­über hin­aus eine aktive Rolle des Staates in Politik und Wirtschaft. So soll die Regierung nicht nur bei der Regulierung der Finanzmärkte aktiv in die Wirtschaft ein­grei­fen, son­dern bei­spiels­weise auch bei der Arbeitsmarktpolitik, bei der Investitionspolitik, sowie der Regional- und Strukturpolitk. Den Artikel lesen auf "Gegenblende.de".

Niedriglöhne sind für alle teuer

Gerhard Bosch

Gerhard Bosch © IAQ

Die Zahl der Geringverdiener hat in Deutschland nicht nur stär­ker zuge­nom­men als in den meis­ten ande­ren OECD-Ländern. Sie ist auch tief in das Normalarbeitsverhältnis vor­ge­drun­gen. Zu die­sem Ergebnis kommt Gerhard Bosch, Arbeitsmarktexperte an der Universität Duisburg-Essen. Eine Entwicklung, die auch die deut­sche Wirtschaft auf Dauer gefährdet.

Herr Bosch, Sie haben sich ange­schaut, wie sich unsi­chere und schlecht bezahlte Arbeit in Deutschland in den letz­ten Jahren ent­wi­ckelt hat. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?

Gerhard Bosch: Seit Mitte der 90er-Jahre hat diese Form der Beschäftigung deut­lich zuge­nom­men. In Deutschland ist die Zahl der Geringverdiener unter allen OECD-Ländern am stärks­ten gestie­gen. Es gibt aber eine zweite bedroh­li­che Entwicklung: Unsichere und schlecht bezahlte Arbeit dringt inzwi­schen tief in das Normalarbeitsverhältnis vor. Sie wirkt wie ein Sog auf alle Löhne - bis in die mitt­le­ren Einkommen hin­ein. Zwar gin­gen die Reallöhne im unte­ren Drittel am stärks­ten zurück. Aber auch im mitt­le­ren Drittel san­ken sie. Lediglich das oberste Drittel blieb von die­ser Sogwirkung bis­lang verschont.

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Umverteilung von Einkommen und Vermögen

Gustav Horn © Peter Himsel fuer IMK

Gustav Horn © Peter Himsel für IMK

Im Lauf des ver­gan­ge­nen Jahrzehnts hat sich in Deutschland eine gera­dezu dra­ma­tisch zu nen­nende Umverteilung von Einkommen und Vermögen erge­ben. Mit Ausnahme weni­ger Jahre blie­ben die Zuwächse der Lohneinkommen zum Teil deut­lich hin­ter denen der Gewinneinkommen zurück. Aber auch in der Verteilung der Lohneinkommen zei­gen sich gra­vie­rende Tendenzen. Während in den obers­ten Einkommensgruppen noch Kaufkraftzuwächse erzielt wer­den konn­ten, sta­gnierte die Mittelschicht und die Unterschicht fiel immer wei­ter zurück.

Dies alles ist nicht nur im Hinblick auf Gerechtigkeitskriterien oder gesell­schaft­li­che Verkrustungen pro­ble­ma­tisch, son­dern auch im Hinblick auf die gesamt­wirt­schaft­li­che Stabilität. Diese Tendenzen führ­ten schließ­lich zu einer schwa­chen Binnennachfrage und im Zusammenspiel mit Fehlentwicklungen in ande­ren Ländern des Euroraums zu außen­wirt­schaft­li­chen Ungleichgewichten, die die Stabilität des gesam­ten Euroraums in Mitleidenschaft  gezo­gen haben.

Von Gustav Horn


Dazu ver­tie­fend sind fol­gende IMK Reports zu empfehlen:

Weitere Beiträge zum Thema Einkommen und Vermögen gibt es in unse­rer Rubrik "Lebenschancen und Verteilungsgerechtigkeit".

Globalisierung, Wohlstandsgefälle und internationale Solidarität

Christoph Scherrer

Christoph Scherrer

Auf all­ge­meins­ter Ebene kön­nen die Auswirkungen der Globalisierung als eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse zu Gunsten der mobi­le­ren Elemente in der Gesellschaft gewer­tet wer­den. Mobilität ver­schafft den ein­zel­nen Akteuren eine wei­tere Option, näm­lich die Möglichkeit den jewei­li­gen Ort zu ver­las­sen (Exit). Dies bedeu­tet, dass sich die Angewiesenheit auf andere gesell­schaft­li­che Kräfte ver­rin­gert und ent­spre­chend die Verhandlungsmacht wächst.

Mit Ausnahme der hoch qua­li­fi­zier­ten Arbeitskräfte, die sich bei ent­spre­chen­der Mobilität ihre am Markt knap­pen Fähigkeiten gut bezah­len las­sen kön­nen, wird die Masse der Bevölkerung gleich dop­pelt nega­tiv von die­ser Kräfteverschiebung betrof­fen. Zum einen als Lohnabhängige, denn ihre fami­liä­ren Einbindungen benach­tei­li­gen sie mobi­li­täts­tech­nisch gegen­über dem Kapital. Ihnen kön­nen lohn- und arbeits­zeit­po­li­ti­sche Zugeständnisse abge­run­gen wer­den. Zum ande­ren als Bürgerinnen und Bürger ter­ri­to­ria­ler Gemeinwesen, die per Definition nicht mobil sind und somit der Exit-Optionen wenig ent­ge­gen­hal­ten kön­nen. Als sol­che steigt ihr Anteil an der Steuerlast bei gleich­zei­ti­gen staat­li­chen Leistungskürzungen.

Nur durch Absprachen zwi­schen den jeweils weni­ger mobi­len Kräften kann die­ser Kräfteverschiebung begeg­net, ein Gegeneinanderausspielen ver­hin­dert wer­den. Somit lau­tet die all­ge­meinste Antwort auf die Machtverschiebung im Zuge der Globalisierung: "Proletarier aller Länder ver­ei­nigt euch!".

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